Übersicht über die rezidivierende Flankenalopezie beim Hund

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Die rezidivierende Flankenalopezie des Hundes (ARFC) ist eine relativ häufige Dermatose, die durch das zyklische oder saisonale Auftreten von nicht-entzündlichen Alopeziebereichen gekennzeichnet ist, die bevorzugt an den Flanken lokalisiert sind.

Die ARFC ist nach wie vor eine Erkrankung, deren Ätiopathogenese unvollständig geklärt ist und deren Dokumentation in der wissenschaftlichen Literatur, wenn auch vorhanden, eine aktualisierte Zusammenfassung verdient. Dieser Artikel hat zum Ziel, eine Bestandsaufnahme des aktuellen Wissens über die ARFC anhand von Daten aus wissenschaftlichen Publikationen zu erstellen. Sukzessive werden Epidemiologie, ätiopathogenetische Hypothesen, klinische Präsentation und Variationen, diagnostisches Vorgehen einschließlich Differentialdiagnosen und Zusatzuntersuchungen, typische histopathologische Merkmale, die kritische Bewertung vorgeschlagener Therapieoptionen sowie die Prognose dieser Erkrankung behandelt.

Definition und Nomenklatur

Es wurden mehrere Bezeichnungen verwendet, um dieses klinische Krankheitsbild zu beschreiben, darunter “saisonale Flankenalopezie”, “idiopathische zyklische Flankenalopezie” oder “zyklische Follikeldysplasie”. Keine dieser Bezeichnungen ist jedoch vollkommen adäquat. Die Alopezie ist nicht immer vollständig (manchmal nur einfache Farb- oder Texturveränderungen des Fells), sie ist nicht streng auf die Flanken beschränkt (andere Bereiche können betroffen sein), und der saisonale oder wiederkehrende Charakter ist nicht bei allen betroffenen Individuen systematisch. Der Begriff “rezidivierende Flankenalopezie des Hundes” wird oft bevorzugt, da er die häufigste Lokalisation und den oft beobachteten zyklischen Charakter umfasst, während er diese Variationen berücksichtigt. Die erste formelle Beschreibung dieser Erkrankung in der Veterinärliteratur stammt aus dem Jahr 1990 von Scott, der Fälle von nicht-vernarbender, fluktuierender Alopezie bei fünf kastrierten Hündinnen berichtete.

Diese Erkrankung, obwohl für die Besitzer optisch auffällig, gilt als im Wesentlichen kosmetisch und ist nicht mit systemischen Anzeichen oder einer Beeinträchtigung des allgemeinen Gesundheitszustands des Tieres verbunden.

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Aussehen, das den Eindruck erweckt, der Hund sei geschoren worden

Epidemiologie

Rassenprädispositionen

Die ARFC wird bei zahlreichen Hunderassen beschrieben, doch wird eine deutliche Rassenprädisposition berichtet, was stark auf eine zugrunde liegende genetische Komponente hindeutet. Diese wiederholte Beobachtung in verschiedenen Studien impliziert, dass erbliche Faktoren bestimmte Linien anfälliger für die Entwicklung der Krankheit machen. Der Boxer ist die am häufigsten genannte Rasse und scheint besonders prädisponiert zu sein. Andere Rassen gelten ebenfalls als erhöhtem Risiko ausgesetzt, darunter der Englische Bulldogge, der Airedale Terrier, der Schnauzer (Zwerg-, Mittel- und Riesenschnauzer), der Bouvier des Flandres, der Dobermann, der Labrador Retriever, der Golden Retriever, der Griffon Korthals und der Affenpinscher. Neuere Studien haben auch den Rhodesian Ridgeback und den Staffordshire Bull Terrier unter den betroffenen Rassen aufgeführt. Eine atypische Form der rezidivierenden Flankenalopezie wurde speziell beim Český Fousek untersucht.

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Die ARFC tritt auch bei hellbehaarten Rassen auf

Alter des Auftretens

Das Alter des Auftretens der ARFC ist variabel und reicht von 1 Jahr bis 11 Jahren. Die Mehrheit der Fälle entwickelt jedoch die ersten klinischen Anzeichen zwischen 3 und 6 Jahren. Spezifische Studien an Boxern und Airedale Terriern berichteten ein Durchschnittsalter des Auftretens von etwa 3,6 Jahren, während eine andere Quelle einen Durchschnitt von 3,8 Jahren angibt. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Diagnose liegt oft bei etwa 4 Jahren.

Verteilung nach Geschlecht und Reproduktionsstatus

Anfangs berichteten einige Publikationen über eine Überrepräsentation kastrierter Hündinnen. Spätere Beobachtungen und größere Studien haben jedoch eindeutig gezeigt, dass es keine Prädisposition gibt, die mit dem Geschlecht oder dem Reproduktionsstatus verbunden ist. Männliche und weibliche Hunde, ob intakt oder kastriert, können von ARFC betroffen sein.

Saisonaler und geografischer Einfluss

Eines der charakteristischsten Merkmale der ARFC ist ihre häufige Saisonalität. Auf der Nordhalbkugel tritt die Alopezie typischerweise in den Monaten mit der kürzesten Sonnenscheindauer auf, meist zwischen November und März oder April. Das Nachwachsen erfolgt dann spontan im Frühjahr oder Sommer.

Bemerkenswerterweise wurde eine umgekehrte Korrelation auf der Südhalbkugel (Australien, Neuseeland, Brasilien) beobachtet, wo das Auftreten der Alopezie ebenfalls mit den Monaten der kurzen Tage (südaustralischer Winter und Frühling) zusammenfällt. Diese Beobachtung ist ein starkes Argument für die Rolle der Photoperiode als wichtiger Auslösefaktor. Wären klassische saisonale Umweltfaktoren wie Temperatur oder Feuchtigkeit von größter Bedeutung, so würde man erwarten, dass die Alopezie in beiden Hemisphären in der gleichen Jahreszeit (z. B. im Winter) auftritt, was jedoch nicht der Fall ist. Das systematische Zusammentreffen mit der Abnahme der Tageslänge (und somit der Zunahme der Nachtlänge) deutet stark auf die Beteiligung eines biologischen Mechanismus hin, der empfindlich auf Lichtzyklen reagiert, wahrscheinlich vermittelt durch die Zirbeldrüse und assoziierte Hormone wie Melatonin und Prolaktin.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Saisonalität keine absolute Regel ist. Einige Hunde können sporadische Episoden aufweisen, eine Saison aussetzen oder sogar eine Alopezie entwickeln, die nach mehreren Zyklen dauerhaft wird.

Ätiopathogenese

Grundursache unbekannt

Trotz der rassenspezifischen Prädispositionen und der vielsagenden Saisonalität ist die genaue Ätiologie der ARFC bis heute unbekannt. Die Untersuchungen zur Identifizierung einer zugrunde liegenden systemischen endokrinen Ursache waren erfolglos. Schilddrüsenuntersuchungen, Nebennierenfunktionsprüfungen (zum Ausschluss eines Hyperkortisolismus) und Messungen von Wachstumshormonen oder zirkulierenden Sexualhormonen liegen bei Hunden mit ARFC im Allgemeinen im Normbereich. Dennoch kann die Hypothese einer lokalisierten Veränderung auf Ebene der Haarfollikel, wie eine Änderung der Anzahl oder Empfindlichkeit der Hormonrezeptoren, nicht formell ausgeschlossen werden und bleibt eine mögliche Spur.

Hypothese der Photoperiode

Der Einfluss der Photoperiode (die tägliche Dauer der Lichteinwirkung) ist die am besten durch klinische und epidemiologische Beobachtungen gestützte ätiopathogenetische Hypothese. Der ausgeprägte saisonale Verlauf, korreliert mit der Abnahme der Tageslänge in beiden Hemisphären, ist das Hauptindiz dafür. Diese Hypothese wird durch anekdotische Berichte gestützt, die von Hunden berichten, die Läsionen außerhalb der üblichen Saison entwickeln, wenn sie in dunklen oder lichtarmen Umgebungen gehalten werden. Umgekehrt sollen Versuche zur Prävention mittels Lichttherapie (Exposition gegenüber intensivem Kunstlicht für 15-16 Stunden pro Tag während der Risikomonate) in Einzelfällen erfolgreich gewesen sein, obwohl kontrollierte Studien zur Bestätigung dieses Ansatzes fehlen.

Rolle des Melatonins

Melatonin ist ein Neurohormon, das hauptsächlich von der Zirbeldrüse während der Dunkelphase synthetisiert wird; seine Produktion ist somit umgekehrt proportional zur Tageslänge. Es spielt eine grundlegende Rolle bei der Regulierung von zirkadianen und saisonalen Rhythmen, einschließlich des Haarzyklus und des saisonalen Fellwechsels, bei vielen Säugetierarten. Die Haupthypothese bezüglich der ARFC postuliert, dass eine unzureichende endogene Melatoninproduktion oder eine Veränderung seiner Aufnahme oder Signalgebung in den Haarfollikeln bei genetisch prädisponierten Individuen ein Schlüsselfaktor in der Pathogenese sein könnte. Melatonin könnte direkt auf die Rezeptoren in den Follikelzellen wirken oder indirekt die Sekretion anderer Hormone, die am Haarzyklus beteiligt sind, wie das Melanozyten-stimulierende Hormon (MSH) oder Prolaktin, modulieren. Die empirische Anwendung von Melatonin als Behandlung basiert auf dieser Hypothese.

Rolle des Prolaktins

Prolaktin ist ein weiteres Hormon, dessen Sekretion von der Photoperiode beeinflusst wird, oft umgekehrt zum Melatonin (ein Anstieg des Melatonins neigt dazu, die Prolaktinspiegel zu senken). Bei einigen Arten wie dem Schaf ist die durch Melatonin induzierte Prolaktinsenkung mit der Induktion des Winterfells verbunden. Studien an Mäusen und Schafen haben gezeigt, dass Prolaktin hemmende Wirkungen auf die Anagenphase (Wachstumsphase) des Haarfollikels haben kann, wodurch die Haarlänge reduziert, die Anagenphase verkürzt, Haarausfall (Exogen) induziert oder die Telogenphase (Ruhephase) verlängert werden kann. Obwohl keine Studie die Rolle des Prolaktins bei der ARFC spezifisch bewertet hat, macht seine Beteiligung an der photoperiodischen Regulierung des Haarzyklus es zu einem potenziellen Akteur in der Pathogenese dieser Erkrankung.

Genetische Faktoren

Die starke Prädisposition, die bei bestimmten Rassen (Boxer, Airedale, Englischer Bulldogge usw.) beobachtet wird, ist ein wichtiges Argument für eine genetische Komponente bei der ARFC. Genetische Studien haben begonnen, diese Spur zu erkunden. Eine genomweite Assoziationsstudie wurde an einer atypischen Form der ARFC (aRFA) beim Cesky Fousek durchgeführt. Diese Studie identifizierte mehrere chromosomale Regionen (Loci), die mit der Krankheit assoziiert sind, was auf eine polygene Basis (mehrere Gene involviert) statt einer einzelnen Mutation hindeutet. Die Analyse hob 144 potenziell beteiligte Kandidatengene in vier Hauptstoffwechselwegen hervor: Kollagenbildung, Muskelstruktur und -kontraktion (potenziell im Zusammenhang mit dem Haaraufrichter), Lipidstoffwechsel (der die Signalwege der Follikelentwicklung wie WNT oder SHH beeinflussen kann) und das Immunsystem. Darüber hinaus gehörten Gene, die mit der Regulierung des zirkadianen Rhythmus und dem Melatoninstoffwechsel zusammenhängen, zu den Kandidaten, was die Verbindung zur Photoperiode verstärkt.

Das Aufzeigen solch vielfältiger Stoffwechselwege (Kollagen, Muskel, Lipide, Immunität), die mit aRFA assoziiert sind, deutet auf eine unerwartete Komplexität hin. Anstatt einer einfachen direkten hormonellen Fehlregulation des Haarzyklus könnte die Pathogenese der ARFC eine fundamentalere Störung der Homöostase der Haut oder der eigentlichen Struktur des Haarfollikels beinhalten. Diese strukturellen oder intrinsischen Stoffwechselstörungen genetischen Ursprungs könnten die Follikel abnormal empfindlich gegenüber saisonalen oder hormonellen Auslösern (Photoperiode, Melatonin, Prolaktin) machen. Dieses Modell geht über die einfache Kausalkette “Photoperiode → Hormon → Zyklusarrest” hinaus und deutet auf eine komplexe Interaktion zwischen einer ererbten Gewebeempfindlichkeit und auslösenden Umweltfaktoren hin.

Es ist zu beachten, dass eine andere Studie, die speziell das MLPH-Gen (assoziiert mit Farbverdünnung) beim Rhodesian Ridgeback untersuchte, keine Assoziation mit ARFC bei dieser Rasse fand. Dies deutet darauf hin, dass die genetische Basis je nach Rasse heterogen sein kann oder dass die beteiligten Gene sich von denen unterscheiden, die mit der Pigmentierung zusammenhängen.

Follikuläre Mechanismen

Funktionell betrachtet wird die ARFC als eine Anomalie des Haarzyklus angesehen, oft als “Hair Cycle Arrest” bezeichnet. Die Histopathologie deutet auf einen großen Defekt bei der Initiierung oder dem Fortschreiten der Anagenphase (Wachstum) hin. Dies führt zu einer Ansammlung von Haarfollikeln in der Telogenphase (Ruhephase) oder nach dem Ausfallen des Telogenhaares ohne sofortigen Ersatz.

Der Begriff “zystische follikuläre Dysplasie” wird manchmal verwendet, um das morphologisch abnormale Aussehen der bei der Histologie beobachteten Follikel zu beschreiben. Die Follikel können atrophisch, deformiert sein und unregelmäßige Basalstrukturen aufweisen. Der Begriff “Dysplasie” (abnormale Entwicklung) kann jedoch diskutiert werden, wobei einige es vorziehen, sich auf den funktionellen Aspekt des Zyklusstillstands zu konzentrieren.

Diagnose

Klinisches Vorgehen

Die Verdachtsdiagnose der ARFC basiert in erster Linie auf einer detaillierten Anamnese und einer gründlichen klinischen Untersuchung. Zu den wichtigsten Anamnese-Elementen gehören die Zugehörigkeit zu einer prädisponierten Rasse, das typische Alter des Auftretens (junger Erwachsener bis mittleres Erwachsenenalter), der saisonale und wiederkehrende Charakter der Alopezie-Episoden (falls vorhanden) und das Fehlen allgemeiner Anzeichen oder von Pruritus.

Die dermatologische Untersuchung sucht nach den kardinalen klinischen Anzeichen:

  • Nicht-entzündliche und nicht-juckende Alopezie: Dies ist ein wesentliches Merkmal. Die darunterliegende Haut ist in der Regel nicht gerötet, verdickt oder gereizt, und der Hund kratzt sich nicht.
  • Typische Lokalisation: Die Beteiligung betrifft überwiegend die Flanken (lateral thorakolumbale oder dorso-laterale Region). Sie ist oft bilateral, aber die Symmetrie ist nicht immer perfekt, und eine unilaterale Beteiligung ist, wenn auch selten, möglich.
  • Erscheinungsbild der Läsionen: Die kahlen Stellen sind in der Regel gut abgegrenzt, mit scharfen Rändern, manchmal unregelmäßig oder schlangenlinienförmig, die “Landkartenmuster” bilden. Die Größe der Läsionen ist variabel, von wenigen Zentimetern bis zur fast gesamten thorakolumbalen Region.
  • Hyperpigmentierung: Eine dunkle Färbung (schwarz oder braun) der Haut in den kahlen Stellen ist sehr häufig, aber nicht konstant. Ihr Fehlen erlaubt keinen Ausschluss der Diagnose, da die Fähigkeit zur Hyperpigmentierung je nach Rasse und Individuum variiert.
  • Leichtes Herauszupfen der Haare: Zu Beginn einer Haarausfallsepisode können Haare am Rande der Läsionen oder in den betroffenen Bereichen oft leicht durch sanftes Ziehen entfernt werden (positiver Trichogramm).

Man muss auch atypische Präsentationen kennen, die die initialen Diagnose erschweren können: Befall der Nase oder der periaokularen Region (besonders bei Labrador und Golden Retrievern), generalisiertere Befall, oder einfache Farb- (z.B. Aurotrichie: Haare werden golden) oder Texturveränderungen des Flankenfells ohne sichtbare Alopezie. Seltene Fälle im Zusammenhang mit einer histologischen Interface-Dermatitis wurden ebenfalls beschrieben.

Differentialdiagnosen

Da eine symmetrische, nicht-entzündliche Alopezie ein Beratungsanlass sein kann, der mehreren Erkrankungen entspricht, ist es entscheidend, eine strenge Differentialdiagnose zu erstellen, um andere potenzielle Ursachen auszuschließen. Die wichtigsten Kategorien, die berücksichtigt werden müssen, sind:

  • Endokrinopathien: Hypothyreose und Hypercortisolismus (spontan oder iatrogen) sind die wichtigsten Differentialdiagnosen. Im Gegensatz zur ARFC gehen diese Krankheiten oft mit systemischen Anzeichen (Lethargie, Polyurie-Polydipsie, Gewichtszunahme usw.) und anderen Hautanomalien (dünne Haut, Komedonen, rezidivierende Pyodermie) einher. Ungleichgewichte der Sexualhormone sind seltener, aber möglich.
  • Andere nicht-entzündliche Alopezien: Alopezie X (zeigt klinisch und manchmal histologisch Ähnlichkeiten), Alopezie bei verdünntem Fell, verschiedene rassespezifische Follikeldysplasien, Telogen-Effluvium (massiver Haarausfall nach Stress) oder Anagen-Effluvium (Haarausfall während der Wachstumsphase, selten) und “Pattern Baldness” (Musterkahlheit) sollten in Betracht gezogen werden.
  • Infektiöse/parasitäre Ursachen: Obwohl ARFC nicht entzündlich ist, können eine generalisierte Demodikose oder eine Dermatophytose manchmal eine symmetrische Alopezie imitieren, besonders am Anfang. Eine bakterielle Follikulitis kann auch sekundär in den alopezischen Bereichen der ARFC auftreten.
  • Sonstiges: Sebazadenitis (Entzündung der Talgdrüsen), post-shave Alopezie (fehlendes Nachwachsen nach dem Rasieren), Alopecia areata (immunologischer Mechanismus), kutanen Reaktionen nach Injektionen (Impfstoffe, Medikamente) oder Traktionsalopezie (z.B. durch Gummibänder) sind weitere mögliche Differentialdiagnosen, obwohl sie oft eine andere Verteilung oder klinische Anamnese aufweisen.

Zusatzuntersuchungen

Die Bestätigung der Diagnose ARFC und der Ausschluss von Differentialdiagnosen erfordern zusätzliche Untersuchungen:

  • Erstuntersuchungen: Tiefe Hautgeschabsel, Trichogramme (mikroskopische Haaranalyse), Hautzytologie (Suche nach Bakterien, Hefen) und gegebenenfalls Pilzkultur sind unerlässlich, um eine Demodikose, Dermatophytose oder Sekundärinfektion auszuschließen.
  • Blut- und Hormonuntersuchungen: Ein Hämo-, Blutbild und ein biochemisches Profil sind nützlich, um den Allgemeinzustand zu beurteilen und Hinweise auf Endokrinopathien zu finden. Spezifische Hormonbestimmungen, zumindest Gesamt-T4 und TSH, sind notwendig, um eine Hypothyreose auszuschließen. Bei Verdacht auf Hyperkortisolismus können ein Dexamethason-Suppressionstest (niedrige Dosis) oder ein ACTH-Stimulationstest indiziert sein.
  • Hautbiopsien: Die histopathologische Untersuchung von Hautbiopsien gilt als der Schlüsselschritt zur Bestätigung des Verdachts auf ARFC und zum Ausschluss anderer Dermatosen mit ähnlicher Präsentation. Es wird empfohlen, mehrere Biopsien (6 bis 8 mm Durchmesser Stanzbiopsien) aus den charakteristischen alopezischen Läsionen zu entnehmen. Der Zeitpunkt der Biopsieentnahme ist wichtig, da die histologischen Läsionen je nach Entwicklungsstadium (Haarausfallphase, Statusphase, Nachwachsphase) variieren können. Idealerweise sollten Biopsien durchgeführt werden, wenn die Alopezie gut etabliert ist.

Es ist entscheidend zu verstehen, dass die histologisch bei der ARFC beobachteten Läsionen (infundibuläre Hyperkeratose, atrophische/dysplastische Follikel) zwar sehr suggestiv sind, aber nicht streng pathognomonisch und manchmal in unterschiedlichem Maße auch bei anderen Erkrankungen wie bestimmten Endokrinopathien oder follikulären Dysplasien auftreten können. Daher basiert die definitive Diagnose der ARFC nicht allein auf der Biopsie, sondern auf einem integrativen Ansatz. Sie erfordert die Konvergenz mehrerer Elemente: ein kompatibles klinisches Bild (Rasse, Alter, Saisonalität, Aussehen der Läsionen), den rigorosen Ausschluss von Differentialdiagnosen (insbesondere endokrine und parasitäre) durch geeignete Untersuchungen und histopathologische Befunde, die mit einer nicht-entzündlichen Alopezie vereinbar sind, die die für die ARFC beschriebenen follikulären Merkmale aufweist.

Histopathologie

Allgemeine Merkmale

Die histopathologische Untersuchung von Hautbiopsien, die in alopezischen Bereichen eines an ARFC erkrankten Hundes entnommen wurden, zeigt typischerweise eine nicht-entzündliche Alopezie. Entzündliche Infiltrate in der Dermis oder um die Follikel herum fehlen im Allgemeinen oder sind sehr diskret, was ein wichtiges Kriterium zur Unterscheidung der ARFC von Alopezien entzündlichen oder infektiösen Ursprungs ist.

Follikelanomalien

Die charakteristischsten Veränderungen betreffen die Haarfollikel und ihre assoziierten Strukturen:

  • Infundibuläre Hyperkeratose: Dies ist eines der konstantesten und ausgeprägtesten Zeichen. Es handelt sich um eine signifikante Verdickung der Hornschicht (Keratin) im oberen Teil des Haarfollikels (Infundibulum). Dieser Keratinüberschuss kann die Follikelöffnung verstopfen und sich manchmal auf sekundäre Follikel oder die Kanäle der Talgdrüsen ausdehnen.
  • Infundibuläre Dilatation: Die Infundibula können deutlich erweitert erscheinen und zystische Strukturen bilden, die mit Keratinlamellen gefüllt sind.
  • Follikelatrophie und -dysplasie: Die mittleren und tiefen Teile der Haarfollikel (Isthmus und Bulbus) sind oft atrophisch, d.h. in der Größe reduziert. Sie können auch dysplastische Aspekte aufweisen, mit unregelmäßigen, gewundenen Formen und schlecht definierten oder deformierten bulbulären Strukturen.
  • Aussehen als “Hexenfuß” (“witch’s feet”) oder “Krake”: Diese bildhaften Begriffe beschreiben ein besonderes Aussehen der atrophischen/dysplastischen Follikel, gekennzeichnet durch unregelmäßige und verzweigte epitheliale Projektionen, die von der Basis des Follikels ausgehen und sich in die umgebende Dermis erstrecken. Dieses Aussehen gilt als sehr suggestiv für ARFC, wenn auch nicht ausschließlich.
  • Störung des Haarzyklus: Die Analyse der Phasen des Haarzyklus zeigt eine deutliche Prädominanz von Follikeln in der Telogenphase (Ruhephase) oder Katagenphase (regressive Übergangsphase). Follikel in der Anagenphase (aktive Wachstumsphase) sind in Biopsien, die während der alopäen Phase entnommen wurden, selten oder fehlen. Eine Zunahme der Anzahl von Follikeln in der Kenogenphase (leere Follikel nach dem Ausfallen des Telogenhaares, vor Beginn eines neuen Anagenzyklus) ist ebenfalls ein häufiger Befund, der auf einen Defekt bei der Induktion der neuen Wachstumsphase hinweist. Es ist zu beachten, dass die Verteilung der Phasen von Individuum zu Individuum sehr variabel sein kann und stark vom Zeitpunkt der Biopsie in Bezug auf den Krankheitszyklus abhängt. Wenn die Biopsie spät oder während der Nachwachsphase durchgeführt wird, können Anagenfollikel beobachtet werden.

Weitere Befunde

Weitere Änderungen können beobachtet werden:

  • Melanin-Aggregate: Melanin-Pigmentansammlungen können im Lumen der erweiterten Infundibula, innerhalb der follikulären Epithelzellen oder sogar in den assoziierten Talgdrüsen vorhanden sein.
  • Epidermis und Dermis: Die Epidermis ist in der Regel normal dick, manchmal diskret hyperplastisch oder oberflächlich hyperpigmentiert. Die Dermis weist keine signifikanten Anomalien auf, insbesondere keine Entzündungen oder Fibrose.

Vergleich mit anderen Alopezien

Es ist wichtig zu beachten, dass bestimmte histologische Merkmale der ARFC nicht exklusiv sind. Die Zunahme der Follikel in der Kenogenphase ist ein gemeinsames Zeichen für mehrere Haarzyklusstörungen, was auf eine Schwierigkeit bei der Einleitung der Anagenphase hindeutet. Die Alopezie X zeigt beispielsweise auch eine starke Prädominanz von Follikeln in der Telogenphase und einen geringen Prozentsatz an Anagenen, was die Unterscheidung allein aufgrund der Histologie manchmal erschwert. Die ausgeprägten dysplastischen Aspekte, insbesondere das “Hexenfuß”-Bild, scheinen jedoch charakteristischer für die ARFC zu sein. Das Fehlen einer ausgeprägten Entzündung ermöglicht die Unterscheidung der ARFC von Alopezien infektiösen, parasitären oder immunologischen Ursprungs (wie Alopecia areata oder Sebazadenitis).

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Prognose

Verlauf und Rezidive

Die ARFC ist per Definition eine oft wiederkehrende Erkrankung. Bei vielen Hunden treten die Alopezie-Episoden zyklisch auf, typischerweise jedes Jahr, in Verbindung mit den saisonalen Änderungen der Photoperiode.

Allerdings ist der Verlauf durch eine erhebliche interindividuelle Variabilität gekennzeichnet:

  • Ein nicht unerheblicher Anteil der Hunde (in einer Quelle auf etwa 20% geschätzt) wird nur eine einzige ARFC-Episode im Laufe seines Lebens erleben, ohne spätere Rezidive.
  • Andere Hunde zeigen sehr regelmäßige Zyklen, wobei der Haarausfall jedes Jahr zur gleichen Zeit auftritt.
  • Manche Individuen können eine Saison “aussetzen”, indem sie in einem bestimmten Jahr keine Alopezie zeigen, um dann im nächsten Jahr wieder einen Rückfall zu erleiden.
  • Schließlich kann bei einem Teil der Hunde, insbesondere bei solchen, die mehrere wiederkehrende Zyklen durchgemacht haben, die Alopezie schließlich dauerhaft werden, oder das Nachwachsen zwischen den Episoden kann zunehmend unvollständig werden.

Haarwuchs

Das spontane Nachwachsen der Haare ist ein häufiges Merkmal der ARFC. Es tritt in der Regel innerhalb von 3 bis 8 Monaten nach Beginn des Haarausfalls auf, obwohl in einigen Fällen längere Zeiträume, bis zu 14 oder sogar 18 Monate, berichtet wurden.

Die Qualität des nachwachsenden Fells ist oft verändert. Die neuen Haare können eine andere Farbe (oft dunkler, aber manchmal auch heller oder golden – Aurotrichie) und/oder eine veränderte Textur (matter, trockener, rauer) im Vergleich zum umgebenden normalen Fell aufweisen. Daher bleibt die zuvor alopezische Zone auch nach dem Nachwachsen oft visuell erkennbar.

Die Prognose bezüglich eines vollständigen Nachwachsens mit Haaren von gleicher Qualität und Farbe wie das Original ist daher variabel und für ein bestimmtes Individuum weitgehend unvorhersehbar.

Auswirkungen auf die Lebensqualität

Es ist wichtig zu betonen, dass ARFC eine rein kosmetische Erkrankung ist. Sie beeinträchtigt in keiner Weise die allgemeine Gesundheit, das Wohlbefinden oder die Lebenserwartung des Hundes. Die Prognose ist ausgezeichnet. Die Hauptauswirkung ist ästhetischer Natur für den Besitzer.

Dieser gutartige und oft selbstlimitierende Charakter rechtfertigt den konservativen therapeutischen Ansatz (Abstinenz oder “benign neglect”) uneingeschränkt als Erstwahloption. Das Fehlen von Schmerzen oder assoziierten systemischen Erkrankungen, kombiniert mit der hohen Wahrscheinlichkeit eines spontanen Nachwachsens und der unsicheren Wirksamkeit von Behandlungen wie Melatonin (in einer kontrollierten Studie nachgewiesen), macht die aufmerksame Beobachtung zu einer medizinisch fundierten Strategie. Sie ermöglicht es, unnötige Eingriffe, Kosten und Belastungen für eine Erkrankung zu vermeiden, die die Lebensqualität des Tieres nicht beeinträchtigt.

Fazit

Die rezidivierende Flankenalopezie des Hundes (ARFC) ist eine Dermatose, die durch Episoden einer nicht-entzündlichen Alopezie gekennzeichnet ist, die hauptsächlich die Flanken zyklisch oder saisonal betreffen. Sie betrifft bevorzugt bestimmte Rassen wie den Boxer, den Englischen Bulldogge und den Airedale Terrier, was auf eine genetische Prädisposition hindeutet. Die genaue Ätiopathogenese ist unbekannt, aber der Einfluss der Photoperiode wird stark vermutet, was potenziell Störungen in der Produktion oder Signalübertragung von Melatonin und/oder Prolaktin auf Ebene der Haarfollikel impliziert. Neuere genetische Studien deuten auf eine komplexe polygene Basis hin, die über die einfache Hormonregulation hinaus verschiedene Stoffwechselwege einschließt. Die Diagnose basiert auf einem suggestiven klinischen Bild (Rasse, Saisonalität, Aussehen der Läsionen), dem strengen Ausschluss von Differentialdiagnosen (insbesondere Endokrinopathien und Parasiten) und einer kompatiblen histopathologischen Untersuchung (infundibuläre Hyperkeratose, atrophische/dysplastische Follikel, fehlende Entzündung, Haarzyklusstillstand). Die Prognose ist ausgezeichnet, aber das vollständige Nachwachsen des Fells und die Verhinderung von Rezidiven bleiben unvorhersehbar.

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