Alopezie der verdünnten Fellfarben beim Hund: Aktueller Stand 2025

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Die Alopezie der verdünnten Fellfarben (ARD), auch bekannt als Alopezie der Farbmute, ist eine kanine Genodermatose, die durch einen fortschreitenden Haarausfall gekennzeichnet ist, der speziell Bereiche des Fells mit verdünnter Pigmentierung betrifft. Wir freuen uns, Ihnen eine umfassende Zusammenfassung des Wissens über diese Dermatose präsentieren zu können.

1. Einleitung

Die Alopezie der verdünnten Fellfarben (ARD), auch bekannt als Alopezie der Farbmute, ist eine kanine Genodermatose, die durch einen fortschreitenden Haarausfall gekennzeichnet ist, der speziell Bereiche des Fells mit verdünnter Pigmentierung betrifft. Obwohl sie in der gesamten Hundepopulation als relativ selten angesehen wird, stellt sie die am häufigsten diagnostizierte erbliche Dermatose beim Hund dar. Ihre Erkennung und ein tiefgreifendes Verständnis sind für den Tierdermatologen von grundlegender Bedeutung. Sie ermöglichen nicht nur eine gesicherte Diagnose und die Unterscheidung von anderen Alopezie-Erkrankungen, sondern auch eine fundierte und präzise Beratung der betroffenen Besitzer und Züchter. Die Krankheit äußert sich durch eine Verschlechterung der Fellqualität, die zu einer oft ausgedehnten Alopezie führt, und kann von sekundären Hautläsionen, insbesondere bakteriellen Infektionen, begleitet sein.

Die Komplexität der ARD liegt nicht nur in ihren klinischen Manifestationen, sondern auch in ihrer Terminologie und ihren Beziehungen zu anderen follikulären Dysplasien. Historisch wurden verschiedene Begriffe verwendet, und ihre Abgrenzung zur Follikulären Dysplasie des schwarzen Haares (DFPN) war Gegenstand von Diskussionen. Die DFPN, die selektiv schwarze Fellbereiche bei weiß gefleckten Hunden betrifft, weist bemerkenswerte histopathologische Ähnlichkeiten mit der ARD auf. Diese Verwandtschaftsbeziehung deutet auf eine gemeinsame pathogenetische Grundlage hin, bei der eine primäre Anomalie der Pigmentierung und der Follikelstruktur zentral ist. Diese terminologische und klassifikatorische Nuance spiegelt die Entwicklung des Wissens wider und unterstreicht die Bedeutung eines rigorosen diagnostischen Ansatzes für diese genetisch bedingten dermatologischen Erkrankungen.

2. Ätiopathogenese der ARD

Die Ätiopathogenese der Alopezie der verdünnten Fellfarben ist multifaktoriell und umfasst spezifische genetische Grundlagen, komplexe pathophysiologische Mechanismen auf Ebene des Haarfollikels und der Pigmentierung sowie Faktoren, die ihre klinische Expression modulieren.

2.1. Genetische Grundlagen: Das MLPH-Gen und seine Varianten

Die genetische Grundlage der ARD beruht überwiegend auf Mutationen im Gen der Melanophilin (MLPH). Dieses Gen spielt eine entscheidende Rolle, indem es für ein Protein kodiert, das für den Transport und die Verteilung von Melanosomen, den Melanin-enthaltenden Organellen, innerhalb der Melanozyten und zu den umgebenden Keratinozyten unerlässlich ist. Die Verdünnung der Fellfarbe, eine phänotypische Voraussetzung für die Entwicklung der ARD, ist eine direkte Folge dieser Mutationen.

Mehrere rezessive Allelvarianten (‘d’) des MLPH-Gens wurden als Ursache für diesen Verdünnungsphänotyp identifiziert. Die am ausführlichsten untersuchte und am häufigsten involvierte Variante ist ein Einzelnukleotid-Polymorphismus (SNP), der an Position c.-22 relativ zur Translationsinitiationsstelle im Exon 1 des MLPH-Gens liegt und aus einem Austausch von Guanin (G) durch Adenin (A) (c.-22G>A) besteht. Studien haben einen engen Zusammenhang zwischen diesem SNP und dem verdünnten Fellfarbphänotyp bei vielen Hunderassen bestätigt. Neben dieser Hauptvariante (oft als d1 bezeichnet) wurden andere Mutationen innerhalb des MLPH-Gens beschrieben, darunter die Variante d2, eine c.705G>C-Substitution, die beim Chow-Chow identifiziert wurde, und die Variante d3, eine c.667_668insC-Insertion, die beim Chihuahua gemeldet wurde. Damit ein Hund phänotypisch eine verdünnte Fellfarbe aufweist und somit für die ARD prädisponiert ist, muss er für eines dieser rezessiven Allele homozygot sein (Genotyp d/d).

Die ARD wird als autosomal-rezessive Erbkrankheit anerkannt. Dieser Vererbungsmodus impliziert, dass beide Eltern eines betroffenen Tieres mindestens heterozygote Träger des mutierten Allels (D/d) sein oder selbst betroffen sein müssen (d/d).

2.2. Pathophysiologische Mechanismen

Mutationen im MLPH-Gen induzieren eine Kaskade zellulärer und geweblicher Ereignisse, die zu den klinischen Manifestationen der ARD führen.

Störung des Melanosomentransports und der Aggregation: Die Hauptfolge der MLPH-Mutationen ist ein Defekt im Melanosomentransportmechanismus. Dies führt zu einer Ansammlung und ungeordneten Aggregation dieser Pigmentorganellen, die voluminöse Einschlüsse, sogenannte Makromelanosomen, in den Melanozyten der Epidermis und Haarfollikel sowie in den Keratinozyten der sich bildenden Haarschäfte bilden. Die d/d-Variante des MLPH-Gens ist direkt verantwortlich für diesen Defekt der homogenen Melanosomendispersion, was zu deren Aggregation führt. Das Vorhandensein dieser Makromelanosomen ist ein charakteristisches histopathologisches und trichoskopisches Merkmal der ARD.

Follikuläre Dysplasie und Veränderung der Haarstruktur: Die intrazelluläre Akkumulation dieser Makromelanosomen, gekoppelt mit einer möglichen Zytotoxizität, die von den Melaninporecursor oder den abnormalen Melanosomen selbst auf die Zellen der Haarmatrix ausgeübt wird, wird als ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung der follikulären Dysplasie angesehen. Die Haarfollikel werden dann strukturell abnormal, zeigen Verformungen, eine progressive Atrophie und Störungen des Haarzyklus. Gleichzeitig wird die Struktur der Haarschäfte selbst beeinträchtigt. Die ungeordnete Integration der Makromelanosomen in den Kortex und die Medulla des Haares beeinträchtigt dessen biomechanische Integrität, wodurch es abnorm brüchig, spröde und anfällig für vorzeitige Brüche wird. Diese Haarbrüchigkeit trägt direkt zur beobachteten Alopezie bei.

Anomalien der Keratinisierung: Häufig treten bei der ARD Störungen der Keratinisierung auf. Eine Hyperkeratose, insbesondere im Follikelbereich, ist eine häufige Beobachtung, die sich durch die Bildung von Keratinpfropfen äußert, die die Haarinfundibula verstopfen. Auch eine übermäßige Abschuppung der Hautoberfläche (Schuppen) wird häufig berichtet. Diese Anomalien der Keratinisierung tragen zum trockenen und rauen Aussehen der Haut bei und können infektiöse Komplikationen begünstigen.

2.3. Genetische Komplexität und Einflussfaktoren der Expression

Ein grundlegender und verwirrender Aspekt der ARD ist, dass das Vorhandensein eines MLPH Genotyps d/d, obwohl notwendig, nicht systematisch ausreicht, um den Alopezie-Phänotyp zu induzieren. Tatsächlich entwickeln nicht alle homozygot rezessiven Hunde für die Verdünnungsvarianten eine ARD, oder sie entwickeln sie mit variabler Schwere und unterschiedlichem Auftreten. Dieses Phänomen, bekannt als unvollständige Penetranz, deutet stark auf das Eingreifen anderer genetischer Faktoren (modifizierende Gene) oder Umweltfaktoren bei der klinischen Expression der Krankheit hin. Zum Beispiel ist es gut etabliert, dass Gentests für die Varianten des MLPH den Verdünnungsstatus des Fells identifizieren, aber nicht vorhersagen können, ob ein Hund mit verdünnter Farbe tatsächlich eine ARD entwickeln wird. Die Inzidenz der ARD bei Dobermännern mit verdünnter Farbe ist sehr hoch, erreicht aber nicht 100%, während sie bei anderen Rassen wie dem Italienischen Windspiel trotz des Vorhandenseins verdünnter Felle deutlich niedriger ist. Noch auffälliger ist, dass bestimmte Rassen wie der Weimaraner oder die Deutsche Dogge, die verdünnte Felle aufweisen können (und somit einen d/d-Genotyp), nur selten oder nie klinische Anzeichen von ARD zeigen.

Die Existenz von modifizierenden Genen ist daher eine vorherrschende Hypothese, um diese inter- und intraspezifische Variabilität zu erklären. Gene wie RAB27A und MYO5A, die für Proteine kodieren, die funktional mit Melanophilin im Melanosomentransportkomplex interagieren, wurden logischerweise als potenzielle Kandidaten in Betracht gezogen. Ihre direkte und spezifische Rolle bei der Modulation der Schwere der ARD bei d/d-Hunden wurde jedoch noch nicht durch gezielte Studien formal nachgewiesen. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Risiko, ARD oder DFPN zu entwickeln, rassespezifisch zu sein scheint, was die Vorstellung verstärkt, dass der gesamte genetische Hintergrund jeder Rasse eine entscheidende modulierende Rolle spielt. Die präzise Identifizierung dieser modifizierenden Faktoren, ob genetisch oder umweltbedingt, bleibt ein aktives und entscheidendes Forschungsfeld. Die ältere Hypothese eines “dl”-Allels am D-Locus, das rezessiv zu “d” ist und direkt für die Alopezie verantwortlich ist, wird in neueren Publikationen weniger stark betont, die sich eher auf die Interaktion zwischen MLPH und spezifischen modifizierenden Genen konzentrieren.

Diese Entwicklung des Verständnisses, von einem streng monogenetischen Modell hin zu einem polygenetischen oder multifaktoriellen Modell, hat erhebliche Auswirkungen. Im Hinblick auf die genetische Beratung bedeutet dies, dass ein MLPH-Test allein, obwohl er Aufschluss über den Verdünnungsstatus gibt, nicht ausreicht, um das Risiko, Alopezie zu entwickeln, mit Sicherheit vorherzusagen. Für die Forschung unterstreicht dies die Notwendigkeit globalerer Ansätze, wie z.B. genomweite Assoziationsstudien (GWAS) oder die Ganzgenomsequenzierung bei Kohorten von betroffenen und nicht betroffenen d/d-Hunden, um diese schwer zu fassenden modifizierenden Gene zu identifizieren. Letztendlich könnte die Charakterisierung dieser Faktoren nicht nur die Prognose verfeinern, sondern auch Türen für neue präventive oder therapeutische Strategien öffnen, wenn sich diese Modulatoren als zugängliche Ziele erweisen sollten. Die Identifizierung dieser Elemente könnte erklären, warum bestimmte Linien oder Rassen anfälliger sind als andere, selbst wenn sie denselben MLPH d/d-Genotyp teilen.

3. Epidemiologische Aspekte

Die Untersuchung der Verteilung und der Determinanten der ARD innerhalb kaniner Populationen liefert wertvolle Informationen für ihre Erkennung und ihr Management.

3.1. Prävalenz und Inzidenz

Die Alopezie der verdünnten Fellfarben gilt im Allgemeinen als eine relativ seltene Erkrankung, wenn man die gesamte Hundepopulation betrachtet. Innerhalb der Gruppe der Genodermatosen zeichnet sie sich jedoch durch eine höhere Diagnosehäufigkeit aus, wodurch sie die am häufigsten diagnostizierte erbliche Hauterkrankung beim Hund ist. Präzise epidemiologische Daten zu ihrer Prävalenz oder Inzidenz in großen und diversifizierten Hundepopulationen sind nach wie vor begrenzt. Die wissenschaftliche Literatur, reich an Einzelfallstudien und Berichten über klinische Fallserien, belegt jedoch ihre Präsenz in einem breiten Spektrum von Hunderassen und in verschiedenen geografischen Regionen weltweit.

3.2. Prädisponierte Rassen

Eine ausgeprägte Rassedisposition ist ein prägnantes epidemiologisches Merkmal der ARD. Sie betrifft hauptsächlich Rassen, bei denen verdünnte Pigmentierungen – wie Blau (Verdünnung von Schwarz), Isabellfarben (Verdünnung von Braun/Schokolade) oder sogar Lilac – nicht nur von den Rassestandards anerkannt, sondern manchmal auch von Züchtern und Besitzern aktiv gesucht werden. Die folgende Tabelle fasst die Informationen zu den Rassen zusammen, die am häufigsten als prädisponiert für ARD gemeldet werden.

Tabelle 1: Für Alopezie der verdünnten Fellfarben (ARD) prädisponierte Rassen und Häufigkeit

Rasse

Betroffene verdünnte Farben

Berichtete Häufigkeit der ARD (falls verfügbar)

Dobermann Pinscher

Blau, Rehbraun (Isabell)

Sehr hoch: 57,9% bis 93% bei Blauen; 75% bis 89,5% bei Rehbraunen.

Dackel (Dachshund)

Blau, Isabell

Wird häufig berichtet.

Yorkshire Terrier

Blau (bei blau-braunem Fell)

Wird häufig berichtet, betrifft die blauen Bereiche des Fells.

Zwergpinscher

Blau, Rehbraun

Berichtet.

Whippet

Blau, Rehbraun

Wird häufig berichtet.

Italienisches Windspiel

Blau, Rehbraun

Berichtet; Inzidenz scheint niedriger als beim Dobermann, trotz der Häufigkeit verdünnter Felle.

Chow Chow

Blau

Berichtet.

Weimaraner

Mausgrau (Isabell)

Genetisch d/d, aber die klinische ARD wird selten beobachtet, was stark auf die Wirkung schützender modifizierender Gene hindeutet.

Deutsche Dogge

Blau

Ähnliche Situation wie beim Weimaraner; blaue Felle existieren, aber klinische ARD ist selten.

Labrador Retriever

Charbon (Blau), Silber (Lilac)

ARD wird bei diesen nicht standardmäßigen Verdünnungsfarben zunehmend erkannt.

Französische Bulldogge

Blau

ARD wird bei blau gefärbten Individuen berichtet.

American Staffordshire Terrier

Blau

Anerkannte Prädisposition.

Andere Rassen

Verschiedene verdünnte Farben

Standardpudel (blau), Irish Setter (rehbraun), Saluki, Berner Sennenhund, Chihuahua, Shetland Sheepdog, Boston Terrier, Neufundländer, Schipperke, Beauceron, Deutscher Schäferhund, Blauer Gascon.

Mischlinge

Verdünnte Felle verschiedener Herkunft

ARD ist nicht auf reinrassige Hunde beschränkt und wurde bei Mischlingshunden mit verdünntem Fell diagnostiziert.

Diese Liste ist nicht erschöpfend, veranschaulicht aber die weite Verbreitung der Prädisposition für ARD unter Hunderassen. Die Variabilität der klinischen Expression, selbst innerhalb der prädisponierten Rassen und für denselben MLPH d/d-Genotyp (wie beim Weimaraner), ist ein starkes Argument für den Einfluss von modifizierenden genetischen Faktoren oder noch unzureichend charakterisierten Umweltfaktoren.

Alopezie der verdünnten Fellfarben beim Hund: Aktueller Stand 2025

Schwere Alopezie der verdünnten Fellfarben bei einem Yorkshire

3.3. Einfluss von Alter und Geschlecht

Das Alter des Auftretens der ersten klinischen Anzeichen der ARD ist variabel, liegt aber in der Regel in einem Fenster von 4 Monaten bis 3 Jahren. Fälle wurden mit Symptombeginn bereits im Alter von 3 Monaten und seltener bei älteren Tieren berichtet, wobei ein Fall bei einem 10-jährigen Hund beschrieben wurde. Diese große Altersspanne beim Auftreten, auch innerhalb derselben Rasse, könnte Ausdruck der Heterogenität der modifizierenden Faktoren sein, die die Expression der Krankheit beeinflussen, oder der Wechselwirkung mit noch nicht identifizierten Umweltfaktoren. Wäre die Pathogenese ausschließlich durch den MLPH d/d-Genotyp bestimmt, könnte man ein engeres Auftretensfenster erwarten, es sei denn, die Genexpression unterliegt einer intrinsisch variablen entwicklungsbedingten Regulation. Diese zeitliche Variabilität deutet daher, wie die unvollständige Penetranz, auf eine ätiologische Komplexität hin, bei der zusätzliche genetische, epigenetische oder umweltbedingte Faktoren (wie follikulärer Stress im Zusammenhang mit Pflege, Ernährung oder dem allgemeinen Hormonstatus) mit der primären genetischen Prädisposition interagieren könnten, um den Zeitpunkt der klinischen Manifestation zu modulieren.

In Bezug auf den Einfluss des Geschlechts zeigen die meisten Studien und klinischen Beobachtungen keine signifikante geschlechtsspezifische Prädisposition für ARD. Männliche und weibliche Tiere scheinen mit vergleichbarer Häufigkeit betroffen zu sein, was mit dem autosomal-rezessiven Erbgang der Krankheit übereinstimmt, der unabhängig von den Geschlechtschromosomen ist.

4. Klinische Manifestationen

Die klinischen Manifestationen der Alopezie der verdünnten Fellfarben sind progressiv und charakteristisch, sie beeinträchtigen die Qualität und Dichte des Fells sowie die Integrität der darunterliegenden Haut.

4.1. Auftretensalter und Verlauf

Typischerweise werden Welpen, die ARD entwickeln, mit normal aussehendem Fell in den verdünnten Farbzonen geboren. Die ersten Anzeichen der Krankheit manifestieren sich schleichend und progressiv, meist zwischen dem 4. Lebensmonat und 3 Jahren, obwohl, wie bereits erwähnt, Variationen bestehen. Die Alopezie ist durch ihren langsamen Fortschritt gekennzeichnet, der sich oft über mehrere Monate bis Jahre erstreckt. Sie kann bis zu einem fast vollständigen Haarausfall in den verdünnten pigmentierten Bereichen des Rumpfes fortschreiten.

4.2. Beschreibung der Haar- und Hautläsionen

Fellqualität: Der erste klinische Indikator ist häufig eine Beeinträchtigung der Fellqualität in den verdünnten Farbzonen. Das Haar verliert seinen Glanz, wird stumpf, trocken und brüchig. Betroffene Haare können ein “mottenfraßähnliches” Aussehen oder eine diffuse Ausdünnung aufweisen, was zu einer Hypotrichose führt. Die verbleibenden Haarschäfte fühlen sich oft rau an und brechen leicht unter geringfügigen Traumata wie Reibung oder Bürsten ab.

Alopezie: Die anfängliche Hypotrichose entwickelt sich unaufhaltsam zu einer ausgeprägteren Alopezie, deren Ausmaß und Symmetrie variieren können. Die zuerst betroffenen Bereiche befinden sich klassischerweise am Rumpf, insbesondere entlang der Rückenlinie. Die Alopezie kann sich dann auf die Flanken und den Bauchbereich ausbreiten. Charakteristischerweise bleiben Kopf, Gliedmaßen und Schwanz oft verschont oder sind erst spät im Krankheitsverlauf betroffen. Ein pathognomonisches Zeichen bei verdünntem Fell ist die strikte Schonung der nicht verdünnten Farbzonen. Zum Beispiel sind bei einem blau-braunen Dobermann Pinscher die braunen (Tan-)Markierungen nicht von der Alopezie betroffen.

Primäre und sekundäre Hautläsionen: Neben dem Haarausfall können verschiedene Hautläsionen beobachtet werden:

  • Follikuläre Papeln und Pusteln werden häufig gefunden. Diese können sich zu Komedonen (Mitessern) entwickeln, die aus der Verstopfung der Haarfollikel resultieren.
  • Eine Desquamation, die sich als feine (pityriasiforme) oder größere (furfuracée) Schuppen zeigt, ist eine häufige Manifestation, die auf Keratinisierungsstörungen hinweist.
  • Sekundäre bakterielle Pyodermie ist eine sehr häufige und klinisch signifikante Komplikation. Sie äußert sich in der Regel als Follikulitis oder Furunkulose, meist verursacht durch die Proliferation von Staphylococcus pseudintermedius. Diese bakterielle Überinfektion ist oft die Hauptursache für Juckreiz bei Hunden mit ARD.
  • Hypomelanotische Makulae, d.h. Hautbereiche mit Depigmentierung, können auftreten, insbesondere an der ventralen Seite des Abdomens.
  • Pruritus (Juckreiz) ist typischerweise in Abwesenheit infektiöser Komplikationen nicht vorhanden oder minimal. Wenn er vorhanden ist, ist er fast systematisch auf die sekundäre bakterielle Pyodermie zurückzuführen.

Alopezie der verdünnten Fellfarben beim Hund: Aktueller Stand 2025

Gesprengeltes Aussehen der Alopezie der verdünnten Fellfarben bei einem Dobermann

Die Reihenfolge des Auftretens dieser Läsionen ist ein wichtiges Element für die diagnostische Orientierung. Die anfänglichen Veränderungen der Fellqualität, gefolgt von der progressiven Hypotrichose und dann der Alopezie, gehen in der Regel der Entwicklung von Hautkomplikationen wie der Pyodermie voraus. Diese Chronologie, verbunden mit der charakteristischen Verteilung der Läsionen (hauptsächlich der Rumpf betroffen, Schonung der nicht verdünnten Bereiche), ist bei einem Hund mit verdünntem Fellkleid höchst suggestiv für ARD. Dies hilft, ARD von anderen dermatologischen Erkrankungen zu unterscheiden, deren Auftreten plötzlicher wäre oder deren entzündliche Anzeichen primär wären.

5. Diagnostisches Vorgehen

Die Diagnose der Alopezie der verdünnten Fellfarben basiert auf einem methodischen Ansatz, der Anamnese, klinische Anzeichen und die Ergebnisse spezifischer Zusatzuntersuchungen, insbesondere Trichogramm und histopathologische Untersuchung von Hautbiopsien, integriert.

5.1. Anamnese und Klinische Untersuchung

Eine detaillierte Anamnese ist der erste entscheidende Schritt. Sie sollte darauf abzielen, präzise Informationen über die Hunderasse, die Fellfarbe (und die Bestätigung einer Pigmentverdünnung), das genaue Alter des Auftretens der ersten dermatologischen Anzeichen, die Art und Chronologie der Läsionsentwicklung sowie eventuelle familiäre Vorerkrankungen (Anwesenheit anderer betroffener Hunde in derselben Linie oder Wurf) zu sammeln. Vorangegangene Behandlungen und die beobachtete Reaktion sollten ebenfalls dokumentiert werden.

Die allgemeine und dermatologische klinische Untersuchung muss umfassend sein. Sie wird das Vorhandensein eines verdünnten Fells (blau, lohfarben, isabellfarben usw.) bestätigen und es ermöglichen, die Art, Verteilung und Schwere der alopezischen Läsionen sowie das eventuelle Vorhandensein von primären oder sekundären Hautläsionen (Papeln, Pusteln, Komedonen, Schuppen, Erytheme, Krusten, hypomelanotische Makulae) präzise zu charakterisieren, in Übereinstimmung mit den Beschreibungen im vorhergehenden Abschnitt. Die Beurteilung des Ausmaßes der Alopezie und die Suche nach Anzeichen einer sekundären Pyodermie sind besonders wichtig.

5.2. Beitrag des Trichogramms

Die mikroskopische Untersuchung der Haare (Trichogramm) ist ein nicht-invasives, einfach durchzuführendes, schnelles und sehr aussagekräftiges diagnostisches Hilfsmittel bei Verdacht auf ARD. Haare werden durch sanften Zug in den alopezischen Bereichen oder am Rand der Läsionen entnommen, zwischen Objektträger und Deckglas in Mineralöl oder Lactophenol eingelegt und unter dem Lichtmikroskop betrachtet.

Typische Beobachtungen bei ARD umfassen:

  • Das Vorhandensein zahlreicher und voluminöser Melaninkonglomerate oder Makromelanosomen, die unregelmäßig geformt und unterschiedlich groß sind und ungeordnet im Kortex und der Medulla der Haarschäfte verteilt sind. Diese Makromelanosomen sind das mikroskopische Kennzeichen der anomalen Pigmentverteilung.
  • Diese Pigmentansammlungen können zu einer erheblichen Verformung der Haarschaftarchitektur führen, sie unregelmäßig machen und Bruchstellen verursachen, die zu transversalen oder schrägen Brüchen des Haares führen.
  • Weitere strukturelle Anomalien der Haare können sichtbar werden, wie verformte, verdrehte Haarschäfte, die anormale Winkel aufweisen, oder eine beschädigte oder stellenweise fehlende Kutikula, insbesondere in den Bereichen, in denen Makromelanosomen konzentriert sind.

5.3. Hautbiopsie und Schlüssel-Histopathologische Merkmale

Die Hautbiopsie mit anschliessender histopathologischer Untersuchung durch einen erfahrenen Veterinärpathologen ist oft die Methode der Wahl zur Bestätigung der ARD-Diagnose, insbesondere in atypischen Fällen oder zum Ausschluss anderer Dermatosen. Es wird empfohlen, mehrere Biopsien (Punch von 6 oder 8 mm) von repräsentativen Alopecie-Bereichen zu entnehmen, einschliesslich, wenn möglich, primärer Läsionen wie follikulärer Papeln, sowie eines scheinbar gesunden Hautbereichs zu Vergleichszwecken.

Die als typisch und diagnostisch für ARD angesehenen histopathologischen Merkmale sind in Tabelle 2 zusammengefasst.

Tabelle 2: Wichtigste histopathologische Merkmale der Alopezie der verdünnten Fellfarben (ARD)

Histopathologisches Merkmal

Bevorzugte Lokalisation

Detaillierte Beschreibung

Diagnostische Bedeutung

Melanin-Aggregate (Makromelanosomen)

Epidermis (Basalschicht), Follikelepithel (Scheiden, Matrix), Haarschäfte, Dermis (Melanophagen)

Große Granulationen oder Blöcke von Melaninpigment, unregelmäßig in Form und Größe, oft massiv.

Sehr hoch; fast pathognomonisches Zeichen im kompatiblen klinischen Kontext.

Follikuläre Hyperkeratose

Infundibulum der Haarfollikel

Verdickung der Hornschicht im Follikel, die zur Bildung von schichtförmigen Keratinpfropfen führt, welche die Follikelöffnung erweitern.

Hoch; trägt zu Komedonen und Follikulitis bei.

Follikuläre Dysplasie

Haarfollikel (Gesamtstruktur)

Unregelmäßig geformte, verdrehte, verzerrte, manchmal atrophische, zystische oder “Hexenfuß”-ähnliche Follikel. Zahlreiche Follikel in der Telogenphase.

Hoch; spiegelt die Anomalie in der Entwicklung und Funktion des Follikels wider.

Pigmentinkontinenz / Dermale Melanophagen

Dermis (hauptsächlich peribulbär und perifollikulär)

Vorhandensein von freiem Melaninpigment in der Dermis und/oder Makrophagen (Melanophagen), die dieses Pigment phagozytiert haben, infolge seiner Freisetzung durch geschädigte epidermale oder follikuläre Zellen.

Mäßig bis hoch; deutet auf eine pigmentäre Umgestaltung hin.

Epidermale Hyperkeratose

Interfollikuläre Epidermis

Verdickung der Hornschicht der Epidermis, oft orthokeratotisch.

Mäßig; trägt zum schuppigen Erscheinungsbild der Haut bei.

Follikuläre Atrophie

Haarfollikel

Verkleinerung der Haarfollikel, insbesondere in fortgeschrittenen Stadien.

Mäßig; Folge der chronischen Dysplasie.

Entzündliches Infiltrat

Follikulär, Perifollikulär, Dermal

Bei fehlender Sekundärinfektion ist das Infiltrat in der Regel minimal bis gering, lymphoplasmozytär. Bei sekundärer Pyodermie wird ein neutrophiles (eiterndes) oder pyogranulomatöses (bei Furunkulose) Infiltrat beobachtet.

Variabel; hängt von der Anwesenheit von Komplikationen ab.

Die Kombination dieser Läsionen, insbesondere das Vorhandensein von Makromelanosomen im Kontext einer follikulären Dysplasie und Hyperkeratose bei einem Hund mit verdünntem Fell, ist hochgradig suggestiv für die Diagnose von ARD.

5.4. Differentialdiagnose

Es ist unerlässlich, ARD von anderen dermatologischen Erkrankungen des Hundes zu unterscheiden, die sich durch eine Alopezie, sei es lokalisiert oder generalisiert, manifestieren können. Tabelle 3 zeigt die wichtigsten Differentialdiagnosen und die Kriterien, mit denen sie von ARD unterschieden werden können.

Tabelle 3: Differentialdiagnose der Alopezie der verdünnten Fellfarben (ARD) und Unterscheidungsmerkmale

Erkrankung

Wichtige klinische Symptome (neben Alopezie)

Typische Trichogramm-Befunde

Typische Histopathologie-Befunde

Spezifische Zusatzuntersuchungen

Alopezie der verdünnten Fellfarben (ARD)

Verdünntes Fell, fortschreitende Alopezie am Rumpf, Schuppen, follikuläre Papeln/Pusteln, häufig sekundäre Pyodermie, Juckreiz bei Infektion. Schonung der nicht verdünnten Bereiche.

Makromelanosomen, deformierte/frakturierte Haarschäfte.

Follikuläre Hyperkeratose, Makromelanosomen (Epidermis, Follikel, Haare), follikuläre Dysplasie, dermale Melanophagen.

Anamnese, Klinik, Trichogramm, Biopsie. Genetischer Test MLPH (Prädisposition).

Hypothyreose

Symmetrische, nicht juckende Alopezie (außer bei Pyodermie), stumpfes, trockenes Fell, verdickte Haut (Myxödem), Lethargie, Gewichtszunahme.

Haare überwiegend in Telogenphase, keine Makromelanosomen.

Follikuläre Atrophie, epidermale und follikuläre Hyperkeratose, dermale Muzinose. Keine Makromelanosomen.

Gesamt-T4, TSH, freies T4 (mittels Gleichgewichtsdialyse).

Hyperkortisolismus (Cushing-Syndrom)

Symmetrische bilaterale Rumpf-Alopezie, dünne, atrophische Haut, Komedonen, kutane Kalzinose, abdominale Distension, Polyurie-Polydipsie.

Haare überwiegend in Telogenphase, keine Makromelanosomen.

Epidermale, dermale und follikuläre Atrophie, follikuläre Hyperkeratose, Komedonen, Kalziumablagerungen (Kalzinose). Keine Makromelanosomen.

Dexamethason-Suppressionstests (niedrige Dosis), ACTH-Stimulationstest, Cortisol/Kreatinin-Verhältnis im Urin.

Follikuläre Dysplasie des schwarzen Haares (DFPN)

Alopezie, die nur die schwarzen Fellbereiche bei Hunden mit weißer Scheckung betrifft. Frühes Auftreten.

Ähnlich wie bei ARD, aber nur bei schwarzen Haaren: Makromelanosomen, strukturelle Anomalien.

Fast identisch mit ARD: Makromelanosomen in schwarzen Bereichen, follikuläre Dysplasie.

Klinik (Verteilung der Läsionen), Trichogramm, Biopsie.

Alopezie X (Follikuläre Dysplasie nordischer Rassen)

Progressive symmetrische Alopezie (Rumpf, Hals, Oberschenkel), kutane Hyperpigmentierung. Prädisponierte Rassen (Spitz, Husky, Malamute).

Haare in “Flammenform” (Katagen/Telogen), keine Makromelanosomen.

Follikuläre Atrophie, infundibuläre Hyperkeratose, trichilemmale Keratinisierung. Keine Makromelanosomen.

Ausschluss von Endokrinopathien, Biopsie. Manchmal Reaktion auf Kastration oder Melatonin.

Generalisierte Demodikose

Multifokale bis generalisierte Alopezie, Erythem, Schuppen, Komedonen, Papeln, Pusteln, variabler Pruritus.

Visualisierung von Demodex canis (Erwachsene, Larven, Eier).

Suppurative oder granulomatöse Follikulitis/Perifollikulitis mit Demodex in den Follikeln.

Tiefe Hautgeschabsel, Trichogramm (Biopsie bei negativen Geschabseln und starkem Verdacht).

Dermatophytose

Kreisförmige, schuppige, manchmal krustige, alopezische Läsionen, variabler Pruritus. Kann generalisiert sein.

Pilzsporen und/oder Hyphen auf oder in den Haarschäften (Direktuntersuchung mit KOH oder Lactophenol).

Follikulitis/Perifollikulitis, perivaskuläre Dermatitis. Visualisierung von Pilzelementen mit Spezialfärbungen (PAS, Grocott).

Untersuchung unter Wood-Licht (Fluoreszenz bei bestimmten Microsporum canis-Stämmen), Pilzkultur auf Sabouraud- oder DTM-Medium.

5.5. Genetische Tests

Molekulargenetische Tests sind kommerziell erhältlich, um die verschiedenen Varianten (Allele ‘d’, einschließlich d1, d2, d3) des MLPH-Gens zu identifizieren, die für die Verdünnung der Fellfarbe verantwortlich sind. Diese Tests ermöglichen es festzustellen, ob ein Hund den homozygoten rezessiven Genotyp (d/d) besitzt, der für die Expression eines verdünnten Fells und somit für eine genetische Prädisposition zur ARD notwendig ist.

Es ist jedoch entscheidend zu betonen, dass diese Tests zwar den Verdünnungsstatus eines Tieres bestätigen, aber nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen können, ob ein Hund mit dem d/d-Genotyp tatsächlich die klinischen Anzeichen der Alopezie entwickeln wird. Diese Einschränkung ist direkt auf das Phänomen der unvollständigen Penetranz der ARD und den wahrscheinlichen Einfluss von modifizierenden Genen oder Umweltfaktoren zurückzuführen, wie in Abschnitt 2.3. erörtert.

Dennoch sind diese Gentests von großer Bedeutung für Zuchtprogramme. Sie ermöglichen die Identifizierung heterozygoter Träger (D/d), die ein nicht verdünntes Fellphänotyp aufweisen (es sei denn, andere Verdünnungsgene sind vorhanden), aber das ‘d’-Allel an ihre Nachkommen weitergeben können. Durch die Vermeidung von Verpaarungen zwischen zwei Trägern (D/d x D/d) oder zwischen einem Träger und einem d/d-Individuum können Züchter das Risiko, d/d-Welpen zu produzieren, die anfällig für die Entwicklung von ARD wären, erheblich reduzieren oder sogar eliminieren.

Das diagnostische Vorgehen bei ARD ist daher ein integrativer Prozess, der sich nicht auf eine einzige Untersuchung stützen kann. Es kombiniert die rigorose Analyse der Anamnese und der klinischen Anzeichen, die Ergebnisse des Trichogramms und die Schlussfolgerungen der histopathologischen Untersuchung. Der Gentest für das MLPH-Gen ist in diesem Prozess ein wertvolles Werkzeug, um die genetische Prädisposition für die Verdünnung zu bestätigen und die Zuchtberatung zu leiten. Die Diagnose der klinischen Erkrankung, d.h. die Expression der Alopezie, hängt jedoch weiterhin von der Kollation aller klinischen und paraklinischen Daten ab. Die zukünftige Identifizierung spezifischerer Biomarker oder Gentests, die auf die modifizierenden Gene der ARD abzielen, würde einen wesentlichen diagnostischen und prognostischen Fortschritt darstellen.

6. Therapeutisches Management und Prognose

Die Behandlung der Alopezie der verdünnten Fellfarben ist hauptsächlich symptomatisch, da es für diese genetisch bedingte Erkrankung keine heilende Therapie gibt.

6.1. Allgemeine Grundsätze des Managements

Derzeit gibt es keine Behandlung, die den genetischen Defekt, der der ARD zugrunde liegt, korrigieren oder eine normale Follikelstruktur und -funktion in den verdünnten Fellbereichen wiederherstellen könnte. Die strukturellen Anomalien der Haarfollikel und Haarschäfte, die durch den Pigmentdefekt verursacht werden, gelten als dauerhaft.

Dementsprechend verfolgt die therapeutische Behandlung der ARD mehrere Ziele:

  • Behandlung der begleitenden Hautsymptome wie Trockenheit, Schuppenbildung und Juckreiz (falls vorhanden).
  • Verbesserung der Qualität der Haut und des verbleibenden Fells, soweit möglich.
  • Aktive Prävention und effektive Behandlung sekundärer Hautinfektionen, insbesondere bakterieller Pyodermien.
  • Aufrechterhaltung einer guten Lebensqualität für den betroffenen Hund.

6.2. Symptomatische Behandlungen

Topische Pflege: Die regelmäßige Anwendung geeigneter topischer Produkte ist der Eckpfeiler der ARD-Behandlung.

  • Keratinmodulierende und weichmachende Shampoos: Diese Shampoos werden eingesetzt, um den Keratoseborrhö-Zustand (Schuppenbildung, überschüssiger Talg oder Trockenheit) zu kontrollieren und eine ausreichende Hydratation von Haut und Fell zu gewährleisten. Wirkstoffe wie Benzoylperoxid können aufgrund ihrer entfettenden, antibakteriellen und komedolytischen Wirkung nützlich sein, insbesondere bei Follikulitis oder Komedonen. Andere Mittel wie Schwefel, Salicylsäure oder verschiedene feuchtigkeitsspendende und weichmachende Substanzen (Harnstoff, Glycerin, kolloidales Hafer, pflanzliche Öle) können je nach spezifischem Krankheitsbild ebenfalls von Vorteil sein.
  • Antiseptische Shampoos: Die Anwendung von Shampoos, die antiseptische Wirkstoffe wie Chlorhexidin (in Konzentrationen von 2% bis 4%) enthalten, ist für die langfristige Behandlung und Prophylaxe von sekundären bakteriellen Pyodermien, die eine häufige Komplikation darstellen, unerlässlich. Die Häufigkeit der antiseptischen Bäder muss an die Schwere der Infektionen angepasst werden und kann in der akuten Phase ein- bis mehrmals pro Woche variieren, um dann in der Erhaltungsphase reduziert zu werden.

Management bakterieller Überinfektionen: Bei nachgewiesener bakterieller Pyodermie (Follikulitis, Furunkulose), insbesondere wenn sie tief, ausgedehnt oder wiederkehrend ist, ist eine systemische Antibiotikatherapie oft unerlässlich. Breitspektrumantibiotika der ersten Wahl, wie Cephalexin oder die Kombination Amoxicillin-Clavulansäure, werden in der Regel für 3 bis 6 Wochen verschrieben oder mindestens eine Woche nach klinischer Rückbildung der Läsionen. Bei chronischen oder therapieresistenten Infektionen wird dringend empfohlen, eine bakterielle Kultur mit Antibiogramm aus intakten Pusteln oder Hautbiopsien durchzuführen, um die Auswahl des am besten geeigneten Antibiotikums zu steuern und die Entwicklung bakterieller Resistenzen zu begrenzen.

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6.4. Langzeitprognose

Die Vitalprognose von Hunden mit Alopezie der verdünnten Fellfarben ist ausgezeichnet. ARD ist eine rein dermatologische Erkrankung, die weder die Lebenserwartung des Tieres noch seinen allgemeinen Gesundheitszustand außerhalb ihrer Hautmanifestationen beeinträchtigt.

Die Prognose hinsichtlich des Haarwuchses ist jedoch vorsichtig bis schlecht. Die Alopezie ist im Allgemeinen fortschreitend und neigt dazu, in den verdünnten Farbzonen dauerhaft zu werden. Ein signifikantes und dauerhaftes Nachwachsen der Haare wird selbst mit den verschiedenen symptomatischen oder adjuvanten therapeutischen Ansätzen selten beobachtet.

6.5. Langzeitkomplikationen

Die Langzeitkomplikationen der ARD sind hauptsächlich dermatologischer Natur:

  • Wiederkehrende bakterielle Pyodermien: Aufgrund der follikulären Dysplasie, der Keratinisierungsstörungen und des Bruchs der Hautbarriere sind Hunde mit ARD sehr anfällig für wiederkehrende bakterielle Hautinfektionen (Follikulitis, Furunkulose). Diese Infektionen können wiederholte antimikrobielle Behandlungen oder sogar eine kontinuierliche, langfristige antiseptische topische Behandlung erfordern, um ihre Häufigkeit und Schwere zu begrenzen.
  • Erhöhtes Risiko für Hautneoplasien: Obwohl noch keine robusten epidemiologischen Daten vorliegen, wurde vermutet, dass der chronische Verlust des durch das Fell gebotenen Schutzes und die erhöhte Exposition der Haut gegenüber ultravioletter (UV) Strahlung das Risiko der Entwicklung von Hauttumoren, insbesondere des Plattenepithelkarzinoms, erhöhen könnten. Ein Fall von Plattenepithelkarzinom, das sich auf den alopezischen Bereichen eines Hundes mit ARD entwickelt hatte, wurde in der Literatur beschrieben. Vorsorglich kann ein Sonnenschutz (Vermeidung längerer Expositionen während der starken Sonneneinstrahlung, Verwendung schützender Kleidung oder für Hunde adaptierter Sonnencremes) für Tiere mit ausgedehnter Alopezie empfohlen werden.

6.6. Ratschläge für Züchter und Prävention

Angesichts der erblichen Natur der ARD, mit einem autosomal-rezessiven Erbgang, der eindeutig mit Varianten des MLPH-Gens verbunden ist, ist die Prävention durch eine strenge Auswahl in der Zucht die effektivste Strategie zur Reduzierung der Inzidenz dieser Erkrankung.

  • Es wird dringend empfohlen, Hunde, die an ARD erkrankt sind (d.h. solche, die einen MLPH d/d-Genotyp aufweisen und die klinischen Anzeichen der Alopezie zeigen), von der Zucht auszuschließen.
  • Die Eltern (Vater und Mutter) eines an ARD erkrankten Welpen müssen Träger des ‘d’-Allels sein (entweder heterozygot D/d oder selbst d/d betroffen). Die Geschwister eines betroffenen Hundes haben ebenfalls eine hohe Wahrscheinlichkeit, Träger oder betroffen zu sein, und sollten vor jeder Zucht genetisch getestet werden.
  • Die Verwendung von Gentests für den D-Locus (MLPH) ist ein wertvolles Werkzeug, das es ermöglicht, heterozygote Trägerhunde (D/d) zu identifizieren. Diese zeigen kein verdünntes Fell (und somit keine ARD), können aber das ‘d’-Allel an ihre Nachkommen weitergeben. Durch die Vermeidung von Verpaarungen zwischen zwei Trägern (D/d x D/d) oder zwischen einem Träger und einem d/d-Individuum können Züchter die Geburt von homozygoten d/d-Welpen verhindern, die dann anfällig für die Entwicklung von ARD wären.
  • Die Situation wird jedoch durch die unvollständige Penetranz der ARD erschwert. Einige Hunde mit einem d/d-Genotyp entwickeln möglicherweise keine klinischen Anzeichen von Alopezie (oder nur sehr diskrete Anzeichen) und können dennoch zur Zucht verwendet werden. Wenn sie mit anderen d/d-Hunden oder D/d-Trägern verpaart werden, können sie die Prädisposition für ARD weitergeben, insbesondere wenn die potenziellen “schützenden” modifizierenden Gene nicht ebenfalls vererbt werden oder wenn die Umweltbedingungen ihrer Nachkommen anders sind. Eine optimale Zuchtstrategie sollte daher idealerweise die Genotypisierung für das MLPH-Gen mit einer strengen phänotypischen Bewertung (Fehlen klinischer ARD bei für die Zucht verwendeten Hunden mit verdünnter Farbe und in ihrer nahen Verwandtschaft) kombinieren.

Das Langzeitmanagement der ARD stellt für den Besitzer eine gewisse Verpflichtung dar, die regelmäßige Hautpflege und ständige Wachsamkeit gegenüber potenziellen Komplikationen beinhaltet. Für Züchter ist die Prävention durch eine fundierte genetische Selektion von größter Bedeutung. Die Existenz von Rassen wie dem Weimaraner, die mehrheitlich d/d sind, aber nur sehr selten ARD entwickeln, stellt einen besonders interessanten Forschungsansatz dar. Die Identifizierung der “schützenden” genetischen Faktoren, die bei diesen Rassen vorhanden sind, könnte letztendlich nicht nur die Selektionsstrategien verfeinern, sondern potenziell auch neue Perspektiven für die Prävention oder Modulation der Expression dieser komplexen Genodermatose bei empfindlicheren Rassen eröffnen.

7. Fazit

Die Alopezie der verdünnten Fellfarben (ARD) ist eine canine Genodermatose, deren Verständnis durch die Identifizierung der zentralen Rolle des MLPH-Gens bei der Fellfarbenverdünnung und der Prädisposition für Alopezie erheblich fortgeschritten ist. Die beträchtliche Variabilität ihrer klinischen Expression, gekennzeichnet durch eine unvollständige Penetranz, beleuchtet jedoch die wahrscheinliche Beteiligung anderer modifizierender genetischer Faktoren oder Umweltfaktoren, die größtenteils noch zu klären sind. Diese ätiologische Komplexität stellt sowohl für die Diagnose als auch für die genetische Beratung eine Herausforderung dar.

Die Diagnose der ARD basiert auf einem rigorosen multimodalen Ansatz, der Anamnese (Rasse, Fellfarbe, Vorgeschichte), charakteristische klinische Anzeichen (fortschreitende Alopezie in den verdünnten Bereichen, Veränderungen der Fellqualität, sekundäre Hautläsionen), mikroskopische Beobachtungen des Trichogramms (Vorhandensein von Makromelanosomen) und typische histopathologische Läsionen (follikuläre Dysplasie, Melaninaggregate, follikuläre Hyperkeratose) integriert. Gentests für die Varianten des MLPH bestätigen die mit der Verdünnung verbundene Prädisposition, sagen aber nicht das Auftreten der Alopezie voraus.

In Ermangelung einer heilenden Behandlung ist die Therapie der ARD im Wesentlichen symptomatisch. Sie zielt darauf ab, den Hautkomfort des Hundes zu verbessern, Keratinisierungsstörungen zu kontrollieren und infektiöse Komplikationen, hauptsächlich wiederkehrende bakterielle Pyodermien, zu verhindern oder zu behandeln. Adjuvante Therapien wie Melatonin, essentielle Fettsäuren oder Retinoide zeigten bei dieser Erkrankung eine begrenzte oder unbestätigte Wirksamkeit hinsichtlich des Haarwuchses.

Die Prävention durch verantwortungsvolle Zuchtstrategien, einschließlich des Gentests von Zuchttieren auf Verdünnungsallele des MLPH und der phänotypischen Selektion, ist entscheidend, um die Inzidenz von ARD in prädisponierten Rassen zu reduzieren.

Zukünftige Forschungsarbeiten sollten sich auf die Identifizierung und Charakterisierung der modifizierenden Gene und Umweltfaktoren konzentrieren, die an der Expression der ARD beteiligt sind. Ein besseres Verständnis dieser Elemente würde es ermöglichen, die Risikobewertung für die Entwicklung von Alopezie bei Hunden, die den d/d-Genotyp tragen, zu verfeinern und potenziell neue gezielte Präventivansätze oder innovative therapeutische Interventionen zu eröffnen, die darauf abzielen, die Expression dieser komplexen Genodermatose zu modulieren.

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